26.10.2022
Fechten

Eine ungewöhnliche Kooperation

Am kommenden Wochenende feiert der Kaiserlei Cup Premiere. Bei dem Degenturnier der Eintracht-Fechtabteilung kommt es zu einer Kooperation, die in der Form nicht häufig vorkommt.

Hört man Eintracht Frankfurt und Offenbach in einem Atemzug, denkt man normalerweise an Derbys, hitzige Stimmung und Rivalität. Beim Kaiserlei Cup wird mit dieser Vorstellung gebrochen, denn bei dem Degenturnier arbeitet die Fechtabteilung der Eintracht mit dem Turnverein Frankfurt und dem Fechtclub Offenbach zusammen. Die ungewöhnliche Kooperation entstand im Laufe der letzten Monate.

„Fechten ist ein technisch sehr anspruchsvoller Sport, deswegen müssen sich die Athlet:innen immer mit den Besten messen und möglichst vielseitig trainieren“, sagt die stellvertretende Abteilungsleiterin Elke Jonas über die ursprüngliche Idee der Kooperation. Aus dem Gedanken, durch anspruchsvolles Training besser Athlet:innen formen zu können, entstand das Pool-Fechten der beiden Frankfurter und des Offenbacher Vereins. Beim Pool-Fechten treffen sich in regelmäßigen Abständen Fechter:innen der drei Vereine zu Trainingskämpfen. Als Ausrichtungsort dienen die Hallen der Vereine, die jedes Mal durchgewechselt werden. Dabei ist die Idee des gemeinsamen Turniers aufgekommen, welcher der Verband sofort zustimmte. Elke Jonas führt weiter aus: „Früher gab es viel Konkurrenz zwischen den Vereinen, bis wir die Erkenntnis hatten, dass das in dieser Form keinen Sinn ergibt. Wir brauchten einfach stärkere Trainingsgruppen.“

Um auf alle Facetten eingestellt zu sein, braucht es viel Übung mit verschiedenen Stilen.

Elke Jonas, stellv. Abteilungsleiterin Eintracht Frankfurt Fechten

Anspruchsvolles und forderndes Training sind eigentlich selbstverständlich für ambitionierte Sportler:innen. Im Gespräch erläutert die stellvertretende Abteilungsleiterin Jonas, warum es im Fechten einen ganz besonderen Stellenwert einnimmt: „Unterschiedliche Fechter fechten unterschiedlich und dann kommt auch noch der Charakter dazu. Um auf alle Facetten eingestellt zu sein, braucht es viel Übung mit verschiedenen Stilen.“

Sowohl die Eintracht als auch der Fechtclub Offenbach und der Turnverein Frankfurt sind erfahrene Turnierausrichter im Fechten. In Offenbach findet jährlich das Stefan-Haukler-Gedächtnisturnier statt, der Turnverein richtet den FTV-Pokal aus und die Eintracht Frankfurt-Fechtabteilung hat mit dem Frankfurter Bembel und der Allstar Challenge ebenfalls ihre eigenen Turniere. Elke Jonas beschreibt, dass der Bundestrainer sich seit längerer Zeit bereits ein großes DFB-Qualifikationsturnier im Rhein-Main-Gebiet wünscht. Dies liege vor allem an der zentralen Lage und der professionellen Ausrichtung großer Turniere durch die ansässigen Vereine.

Etwa 110 Senioren-Fechter erwarten die Veranstalter am 29. und 30. Oktober in der Fabriksporthalle in Frankfurt Fechenheim. Durch die Klassifizierung als offizielles DFB-Turnier können sich die Fechter beim Kaiserlei Cup Punkte für die Qualifikationsranglisten des Weltcups, der Europameisterschaft und Weltmeisterschaft erfechten. Samstags im Einzel und sonntags im Team. Im Hinblick auf das Teamfechten nimmt der Kaiserlei Cup eine Vorreiterposition ein. „Die Qualifikation für olympische Turniere ist im Fechten sehr anspruchsvoll. Über die internationale Teamrangliste qualifizieren sich europäische Fechter realistischer für die Olympischen Spiele. Deshalb muss der Teamwettbewerb verstärkt trainiert werden“, erläutert Mitveranstalterin Elke Jonas die Entscheidung, einen Teamwettkampf auszurichten. Noch ist das Teamfechten außerhalb der Wertung, der Kaiserlei Cup bietet den Athleten allerdings die Möglichkeit, unter Wettkampfbedingungen Erfahrungen im Team zu sammeln.

Wir wollen in Zukunft nicht mehr so viele Talente an die Bundesstützpunkte verlieren.

Elke Jonas, stellv. Abteilungsleiterin Eintracht Frankfurt Fechten

Aus sportlicher Perspektive geht Eintracht Frankfurt mit realistischen Ambitionen an den Start. Drei Eintracht-Fechter werden sich mit dem Degen messen. Dabei ist mit Jann-Rouven Schmidt ein U20-Fechter, für den das Turnier vor allem interessant ist, um sich auf Senioren-Niveau zu messen. Training auf Wettkampfniveau. Die beiden anderen Fechter sind Anton Swiridow und Frank Lehmann. Die größte Stärke der Eintracht sei die Jugendarbeit, weswegen man bei einem Senioren-Turnier wie dem Kaiserlei Cup nur wenige Fechter stellen könne, erläutert Elke Jonas die sportliche Situation. „In Zukunft wollen wir wieder mehr Senioren-Fechter stellen können, dazu soll der Kaiserlei Cup als DFB-Qualifikationsturnier mit beitragen.“

Der Kaiserlei Cup ist ein Senioren-Fechtturnier mit der Ambition, das Rhein-Main-Gebiet für Senioren-Fechter attraktiver zu machen und den Fechtstandort, der über zahlreiche Talente verfügt, zu stärken. „Wir wollen in Zukunft nicht mehr so viele Talente an die Bundesstützpunkte verlieren“, sagt Elke Jonas. Dafür legen die Eintracht, der Turnverein Frankfurt und der FC Offenbach ihre Konkurrenz nieder und gehen eine ungewöhnliche, aber vielversprechende Kooperation ein.

Wissenswertes zum Kaiserlei Cup

Uhrzeit und Turnierort

Die Wettkämpfe starten an beiden Tagen in der Fabriksporthalle (Wächtersbacher Str. 80, 60386 Frankfurt) um 9.00 Uhr. Zuschauer sind jederzeit willkommen. Der Eintritt ist frei.

Teamfechten

Ein Team beim Teamfechten besteht aus drei Fechter:innen. Jeder tritt hier gegen jeden an. Die Trefferpunkte staffeln sich in Fünferschritten und werden pro Gefecht addiert, bis ein Team 45 Punkte erreicht. Das Team, das zuerst 45 erkämpft, gewinnt.

Degenturnier

Die unterschiedlichen Waffen im Fechtsport sind Degen, Florett und Säbel. Der Kaiserlei Cup ist ein reines Degenturnier, der Degen ist die populärste Disziplin im Fechten. Hier wird der gesamte Körper als Trefferfläche gesehen. Ein Angriffsrecht gibt es nicht. Das bedeutet: Treffen beide Fechter gleichzeitig bekommen beide einen Punkt.