Die Saison 2024/25 war für die Fechter:innen außergewöhnlich erfolgreich. In allen Altersklassen der Deutschen Meisterschaft gewinnen sie Medaillen – von der U15 bis zu den Senior:innen. Mit den Finals im August steht der Höhepunkt jedoch noch bevor. Kurz vor der Sommerpause sprechen die stellvertretende Abteilungsleiterin Elke Jonas und Trainerin Magdalena Jeziorowska über eine Saison, die von Hartnäckigkeit und harter Arbeit geprägt war und über die Ambitionen für die Zukunft.
Wie fällt euer Fazit zur beinahe abgeschlossenen Saison aus?
Elke: Wir hatten eine sehr erfolgreiche Saison. Wir haben in jeder Altersklasse der Deutschen Meisterschaft Medaillen gewonnen: U15, U17, U20 und Senior:innen. Das ist schon außergewöhnlich. In der Altersklasse U17 war Levi Deng sowohl bei der EM als auch bei der WM dabei. Bei EM und WM der U20 war Cagla Aytekin für uns vertreten. Sie hat es in ihrem ersten Jahr in dieser Altersklasse direkt geschafft, sich für die EM der Senior:innen zu qualifizieren, was echt sensationell ist. Insofern sind wir auch international erfolgreich und das freut uns.
Magdalena: Wir haben auch sehr hart gearbeitet und ein super Team gegründet. Wir haben fünf Trainer:innen, die richtig schwer gearbeitet haben, und viele engagierte Fechter:innen.
Wir haben in jeder Altersklasse der Deutschen Meisterschaft Medaillen gewonnen
Elke Jonas, stellvertretende Abteilungsleiterin
Was kommt euch in den Sinn, wenn ihr an die Saison denkt?
Magdalena: Am Court Philippe-Chatrier in Paris hängt ein Spruch: Der Sieg gehört den Hartnäckigen. Die Hartnäckigen warten, arbeiten hart und sind geduldig. Die Erfolge kommen dann langsam Schritt für Schritt. Und so war auch die letzte Saison für uns.
Was waren für euch die Highlights dieser Saison?
Elke: Das finde ich sehr schwierig, einfach weil es für die Jüngeren ein anderes ist als so etwas wie die EM bei Cagla. Natürlich ist Cagla, weil sie international so erfolgreich ist, immer die, auf die man schaut. Sie ist die Nachwuchshoffnung vom Deutschen Fechter-Bund. Aber wir haben auch viele Jüngere, die ganz tolle Ergebnisse bringen und für die diese Erfolge ein Highlight sind.
Magdalena: Man kann nicht alle in einen Topf werfen. Es sind nun mal verschiedene Fechter:innen mit verschiedenen Möglichkeiten und verschiedenen Zielen.
Wie hat sich das Team über die Saison entwickelt?
Magdalena: Die Entwicklung hängt von den vorher festgelegten Zielen ab. Meiner Meinung nach haben sich alle sehr entwickelt. Jede Altersklasse hat echte Sprünge nach vorne gemacht, auch technisch. Ich bin vor zwei Jahren zur Eintracht gekommen, in dieser Zeit haben sich die Fechter:innen der Eintracht richtig weit entwickelt.
Wie erlebst du als Trainerin diese Erfolge?
Magdalena: Ich habe meinen Schüler:innen vor ein paar Tagen gesagt: „Ich bin richtig stolz auf euch.“ Die guten Leistungen in diesem Jahr machen noch mal mehr Spaß. Die Arbeit lohnt sich. Aber natürlich bin ich nicht nur stolz und zufrieden. Bei einem Turnier ist es nämlich total stressig, weil es leichter ist, auf der Bahn zu stehen als daneben – einfach, weil man nichts machen und nur die Daumen drücken kann.
Ich bin richtig stolz auf euch
Magdalena Jeziorowska, Trainerin
Wo seht ihr noch Verbesserungspotenzial?
Magdalena: Erst mal haben sich die Sommerpause hier wirklich alle verdient. Man muss auch mal ein bisschen Pause vom Fechten haben. Und unser Training besteht nicht nur aus dem Technischen, sondern wir arbeiten auch mit Psychologen zusammen. Diesen mentalen Teil, den können wir immer weiter ausbauen. Das ist in jeder Sportart wichtig.
Elke: Wir haben im Fechten die großen Erfolge, die man auch in den Medien sieht, bei den Mitte 20- bis Mitte 30-Jährigen. Das heißt, wir sind mit unserem Team noch immer in der Phase des Lernens. Da muss Schritt für Schritt gegangen werden und da gehört eben auch das Mentale dazu.
Welche Sportler:innen stehen besonders im Fokus und sind besonders erfolgreich?
Elke: Unser Damendegen-Team mit Cagla Aytekin, Matilda Kunisch, Eda Cevikol und Fiona Fricke ist seit drei Jahren Deutscher Meister – zweimal mit der U17 und jetzt direkt bei der U20. Es ist schon einmalig, ein Team zu haben, das über Jahre hinweg immer wieder den Meister stellt. Dann ist auch Levi Deng schon früh sehr erfolgreich gewesen. Letztes Jahr in der U17 – er hat aber auch schon in der U20 gezeigt, dass er den nächsten Schritt gehen wird. Wir haben mit Arseny Tatarov jemanden in der U15, der die Nummer eins in Deutschland ist. Auch Arthur Englert ist schon europäisch qualifiziert gewesen. Das sieht alles sehr gut aus.
Im August stehen noch die Finals an. Was erwartet euch dort?
Elke: Beim Fechten ist es so, dass die Deutsche Meisterschaft im Einzel schon bis zu den Halbfinals stattgefunden hat, im Team sogar schon bis zum Finale. Im Team sind wir dann im Damendegen mit Cagla Aytekin, Anna Jonas, Matilda Kunisch und Eda Cevikol dabei. Wir waren noch nie mit einem Team bei den Senior:innen im Finale. Im Halbfinale haben wir Heidenheim geschlagen, die in den letzten Jahren immer im Finale standen. Jetzt geht es im Finale gegen Leverkusen und das wird sehr hart – quasi die ganze Nationalmannschaft startet nämlich für Leverkusen. Aber für uns ist es eben schon ein riesiger Erfolg, überhaupt im Finale zu stehen. Im Einzel hat es Anna Jonas ins Halbfinale geschafft und da ist ihr die Medaille auch schon sicher, denn im Fechten wird nicht um den dritten Platz gekämpft. Annas Gegnerin Alexandra Ndolo spielt seit Jahren in der Nationalmannschaft und hat vor zwei Jahren dann die Nationalität nach Kenia gewechselt, damit sie zu Olympia konnte. Sie ist also eine Top-Fechterin. Es wird schwierig für Anna werden, aber das Halbfinale ist schon ein Super-Erfolg.
Wie sieht der Trainingsalltag eurer Athlet:innen aus?
Magdalena: Ich wundere mich immer wieder, wie die jungen Leute das alles schaffen. Die Schüler:innen haben teilweise bis nachmittags Unterricht und kommen dann gleich hierher. Viele müssen mit dem Zug und der U-Bahn anreisen und bleiben dann manchmal bis 21:30 Uhr in der Halle, obwohl sie auch noch lernen müssen. Das ist schon echt besonders, dass sie das schaffen und dann auch noch erfolgreich sind.
Elke: Auch bei den Älteren, die studieren oder berufstätig sind, ist das natürlich aufwendig. Wir haben zum Beispiel Anna Jonas, die ist berufstätig, trainiert in Bonn und startet für uns. Ihr Tag ist komplett durchgetaktet und das ist super anstrengend, aber es ist alles möglich, wenn man will.
Welche Ziele habt ihr euch für die Zukunft gesetzt?
Magdalena: Wir hatten jetzt die großen nationalen Erfolge und dann kommen vielleicht die internationalen. Das wäre wichtig. Denn der Traum von allen Fechter:innen ist es, bei den Olympischen Spielen zu starten und eine Medaille zu gewinnen. Wenn sie sich schon für die EM qualifizieren, dann möchten sie auch Medaillen holen. Und das ist dann auch für uns Trainer:innen die nächste Aufgabe.
Hat Eintracht Frankfurt im deutschen Fechtsport inzwischen eine Spitzenposition erreicht?
Elke: Der Deutsche Fechter-Bund und die Bundestrainer:innen der U20 und der Senior:innen haben uns mehr als wahrgenommen. Die gehen auf uns zu, stimmen sich mit uns ab und fragen auch, wie wir arbeiten. Wir sind also absolut im Blick beim DFB.
Magdalena: Dass wir überhaupt so erfolgreich sind und das Ganze so machen können, haben wir der Eintracht zu verdanken. Bevor wir diese tolle Fechthalle mit acht Bahnen hatten, mussten wir in einer Schule auf dem Parkettboden trainieren. Dafür sind wir dem Verein echt dankbar.
Elke: Wir sind auch dankbar für die Unterstützung der Trainer. Wir haben Top-Trainer und ein großes Trainerteam, das gut zusammenarbeitet. Das ist auch nicht selbstverständlich und umso mehr Wert.